Dienstag, Juli 10

6 epische Rennrad Touren aus St. Gallen

Wenn man den vorherigen Post 5 kurze Touren in SG nennt sollte klar sein was folgt. Ok, mit dem Attribut "episch" bin ich evtl. etwas zu weit, aber wie der letzte Post bereits gezeigt hat bin ich von der Region, bzw. den Regionen durchaus überzeugt. Quasi als Beleg eine Zusammenfassung dieses Posts vorneweg: Fährt man die folgenden 6 Touren z.B. als Trainingslager in einer Woche, dann sammelt man ca. 760 Km und an die 15.000 Hm, wobei es bei der Streckenplanung gar nicht darum ging möglichst viele Höhenmeter auf kurzer Strecke zu machen, die passieren teils auch einfach so. Also, 6 längere und oft bergige Touren aus St. Gallen in aufsteigender Hm-Reihenfolge:

1) Grundlage am See
Bodenseeufer bei Arborn
Es muss ja nich gleich so wild los gehn. Gerade zu Saisonbeginn braucht man ja auch mal was zum einrollen. Daher also erst 40 km tendenzeiell bergab durchs Thurgau bis Kreuzlingen, dann 40 topfeben am Seeufer und im Rheintal. Stimmt die Form nicht, kann man alle 2 km eine Auffahrt vom Seeufer Richtung SG nehmen. In Altstätten nicht Stoss oder Ruppen, sondern den deutlich einfacheren, nicht minder schönen Anstieg über Mohren nach Reute, und nach 2 min Zwischenabfahrt über Oberegg auf den Kaien - Eine halbe Stunde ist man also schon bergan unterwegs, aber die Steigung liegt nie über 7%, was es neben dem super Blick ins Rheintal erträglich macht. Die Rückfahrt über Rehtobel und Eggersriet ist eine Art Appenzeller Terassenstrasse. Kleine Strassen, super Blicke nach SG; lohnenswert.
  • Stats: 123,5 km, 1150 Hm,
  • Terrain: Gut 3h Zeit zum einrollen + ein roller Berg, Bundesstrassen
  • Wasser/ Cola: Zig Tankstellen, Supermärkte und Gaststätten Am Bodenseeufer
  • Restaurants/ Cafes: Park in Kreuzlingen, Wunderbar Arborn, Cafes in Altstätten


2) Toggenburg a la Ardennenklassiker
IIPL Abfahrtstraining vor Säntiskulisse
Diese Tour ist quasis eine halbes Lüttich-Bastogne-Lüttich. Die Anstiege heissen zwar nicht "Cols" wie beim Ardennen-Klassiker, aber die Auffahrten Schönau, Bendel, Wasserfluh oder Ebersol verlaufen ebefalls über kleine, waldige, meist wenig befahrene Strassen. Insgesamt geht es ca. 8 mal zwischen 150 und 250 Hm bergan. Mit ein paar Hügeln ist am Ende eine 2000Hm-Runde komplett, also nix für Anfänger. Die Runde maximiert den Anteil kleiner Strassen, abseits vom motorisierten Verkehr und wird vor allem durch das letzte Stück sehr nachfahrenswert. Die ca. 30km zw. Brunnadern und Flawil (durch den Kublewald) waren auch auf der angehängten Tour sicher nicht so gaplant. Ist man aber erstmal vor Ort gibt es zu viele Abzweige mit neuen Mini-Anstiegen. Also zu viel Ablenkung um schnurstracks nach Hause zu rollen. Zudem lockt bei jeder Waldöffnung ein neuer Säntisblick. Richtig gut ist die Runde daher auch für Gruppen mit bedarf an zig-fachem Testosteron-Vergleich. Am Ende sollte man aber ab Gossau ausrollen.
  • Stats: 107,5 km, 1965 Hm
  • Terrain 8 kurze (<15 min) aber teils steile (bis 15%) Anstiege, 70% kleine Strassen, waldiges Gebiet
  • Wasser/ Cola: Brunnen oder Coop in Urnäsch, Volg in Lichtensteig
  • Restaurants/ Cafes: in Urnäsch, Bäckereien in Ebnat-Kappel, Lichtensteig



3) Rund um das Alpstein
Hesseköbb in Wildhaus anno 2010
Diese Runde wird bei vielen Radsportlern nach 1-2 jahren in SG zur Sonntags-Highlight Runde - auch zu recht. Die Streckenführung ist einfach, aber man bekommt viel geboten: Schwägalp, Wildhaus, das Toggenburg und mindestens noch einen Rheintalberg. Die Frage ist daher ob mit oder gegen den Uhrzeigersinn. Bei uns hat sich gg. den Uhrzeiger (oder frisch in die Schwägalp) als "Standard" etabliert, daher poste ich an dieser Stelle mal die andere. Das hat auch den Vorteil, dass man nach der etwas längeren warm-up-Fahrt durchs Appenzell und Abfahrt über Eggerstanden sowie der Fahrt im Rheintal einen neuen Berg vor sich hat. Ab Gams geht's 10km und etwas über 600 Hm hinauf nach Wildhaus (fast identisch aber landschaftlich etwas schöner ist der Grabserberg, 2km Rheintal-Auffwärts und dann den Veloschildern nach Wildhaus folgen). Lance Armstrong und Co. sind bei der Tour de Suissse 2010 handgestoppt ca. in 20 Minuten von Gams nach Wildhaus "hochgerollt" (was ziemlich pervers ist), eine halbe Stunde Zeit darf man sich bei ca. 4 Watt/kg für solch einen schönen Hügel schon mal nehmen. Die Fahrt durchs Toggenburg ist abschüssig und läuft gut. Somit steht am Ende die Schwägalp im Weg. Aus Nesslau ist der erste 1,5km steil mit teils >10%, dann kommt ein Rythmuszerstörendes Flachstück und auf den letzten 4km bei 8-10% kann man dann seinen Tritt finden. Die Abfahrt überzeugt mit den Serpertinen an der Schwägalp (s. Bild Tour 4), der Rest ist ausrollen (Danke Jörg für das Strava file).
  • Stats: 125 km, 2100 Hm
  • Terrain"Nur" 2 echte Anstiege, 2 schöne Täler  
  • Wasser/ Cola: in Oberried, Gams, Wildhaus, nesslau, Urnäsch, ...
  • Restaurants/ Cafes: Schwägalp, in ..., Wildhaus, Ruppen, Landmark

4) Hochalp Absch(l)uss
Auffahrt Urnäsch-Schwägalp
Diese Tour ist dank des letzten Berges sicher etwas besonderes. Aus 3-4 Anstiegen und ein paar Kuppen wird eine Runde, die Härter ist als z.B. die Mitteldistanz beim Maratona dles Dolomites. Man startet "klassich" über Ürnäsch auf die Schwägalb und verbrennt die ersten "matches". Die Schwägalp ist landschaftlich schon ein Highlight (Nostalgiker nehmen die alte Passstrasse, Rennfahrer die neue und attakieren irgendwo bei den Serpentinen) aber egal von wo man hochfährt - immer unrhytmisch und mit mindestens einer längeren Steilpassage. Die Abfahrt ins Toggenburg ist top asphaltiert und schnell (80+). Anschliessend folgt ein super Anstieg über kleine Strässchen. Wie genau der kulminationspunkt zwischen Ebnat-Kappel und Hemberg genannt wird weiss ich nicht, aber es gibt aus dem Toggenburg 4 Varianten dort hochzufahren. In der angehängten Tour nimmt man den mittleren (6,1km/ 460Hm). Abfahrt über Hemberg und über Schönau nach Urnäsch (5,9km, 310Hm). Nun folgt der erwähnte Absch(l)uss (meist ohne das (l) - der die Tour noch krönt. Der Anstieg zur Hochalp ist quasi der "Angliru' des Appenzells". 680 Hm auf 7,2km ergeben zwar nicht mal 10% im Schnitt, aber das Erlebnis gibt's am Ende. Die ersten 4km mit ca 8-9%, dann von den 400 topfebenen, nicht asphaltierten Metern nicht aus der Ruhe bringen lassen, der Rest ist dann etwas "speziell". 3m breite alte Strasse, nicht asphaltiert, sondern Platten mit Riffeln, ein paar Gatter, nur 3 Kurven und recht lange auch mal >20%. Wenn die Strasse nass is sollte man das eher nicht tun, aber im Sommer hat man als RR-Fahrer die Chance oben seltsame Blicke von Wanderen und MTBlern zu ernten (und oben lockt ein Gasthaus). Die angehängte Tour war 2011 mit Blick auf die Mortirolo Etappe der Transalp im Trainingsprogramm und ich muss sagen: Hochalp war härter ;-)
  • Stats: 108 km, 2575 Hm
  • Terrain: 4, teils auch längere (30-45 min) Anstiege, extremer Schlussanstieg
  • Wasser/ Cola: Toiletten Restaurant Schwägalp, Coop oder Brunnen in Urnäsch, Brunnen auf Hochalp
  • Restaurants/ Cafes: Im Toggenburg, in Hemberg, in Urnäsch am Marktplatz, Auf der Hochalp, Schwägalp

5) Walensee und Vorder Höhi
Auffahrt vorder Höhi kurz vor Amden, unten der Walensee
Die Runde ist ein Paradebeispiel dafür, wie man sich an einem einzigen Anstieg aus den Latschen fahren kann. Zum Aufwärmen fährt man direkt vom St. Galler IKEA weg 3 typische SG-Umland Anstiege (Schwellbrunn: 6,5km/290hm, Hemberg: 3, 230 und Ricken"pass": 6, 190). Die 7 Serpentinen auf der Weide hoch nach Hemberg sind als Appetizer schon mal nicht verkehrt. Die Auffahrt zum Rickenpass ist oft stark befahren (vor allem LKWs) und nervt daher tierisch. Ab oben hat man dann aber meist einen super Blick auf den Zürisee zur rechten, man fährt aber rechts Richtung Walensee. Auf der 8km Abfahrt und dem 12km Flachstück Blickt man in die Felsöffnung  zwischen Churfirsten (links) und Flumserberg (rechts).  Duch die ca. 2000m Differenz zw. Bergen und Talboden macht das ganze natürlich Eindruck. In Weesen am Walensee is dann Schluss mit Träumerei: 10,6km, 1150Hm, obenraus bis zu 25% (ok, nich lang, aber es sind 25%). Der Alpenpass-Monument-Vergleich: In etwa der Passo die Giao, nur dass letzten Drittel noch einige Rampen hinzukommen. Selbst mit 50-27 kommt man wohl nur als Lizenzfahrer locker oben an - allen weniger trainierten wird die Vorder Höhi irgendwo weh tun. Oben sollte man daher erst mal entspannen, denn auch die Abfahrt nach Starkenbach ist eher "mittelprächtig". Die alte Militärstrasse besteht aus geriffelten Platten und hat auch ca 10% Gefälle. (Randvermerk: Schneller Runter zum Walensee kam 2011 Jeb Corliss mit dem Wingsuite). Im Toggenburg (z.B. in Nesslau) kann man dann Cappocinopäusje machen und zum Abschluss mal von der "Rückseite" auf die mehrfach erwähnte Schwägalp kurbeln. Wenn man sich an der Vorder Höhi übernommen hat werden einem hier die letzten 4km mit knapp 9% zur Passhöhe auch ewig vorkommen. Dafür darf man über Serpentinen und Top-Belag bis Waldstadt rollen. Der Rest nach SG ist Tour d'honneur.
  • Stats: 127,8 km, 2825 Hm
  • Terrain: Hügel zu begin, (hoch)alpin zum Schluss  
  • Wasser/ Cola: Sparmarkt in Weesen, Brunnen auf der Vorder Höhi,
  • Restaurants/ Cafes: Alphütte kurz vor der Vorder Höhi, Schwarzenbach, Schwägalp

6) Furkajoch und Bregenzer Wald
Furkajoch, Mai 2010
Wenn ich in SG einen Marathon veranstalten dürfte, dann wäre die folgende Strecke ein heisser Kandidat für die lange Runde. Am Start würde ich den Teilnehmern dann zur Einschüchterung (oder als Ansporn wie beim Dolomiti) die Gipfel des Tages zubrüllen: Stoss (966m), Furkajoch (1761), Bödele (1140), Reute (812m), Ruppen (1003). Zugegeben:  Es gibt keinen 2000er, weder die Westseite vom Stoss, noch der Anstieg nach Reute sollten einem Angst einflössen und somit bleiben auch eigentlich auch "nur" drei echte Anstiege über, ABER in der Kombi wird es dann schon schön alpin. Man rollt über Stoss, dessen Top-Abfahrt und das Rheintal locker ein. Ernst wird's nach etwas mehr als einer Std. Fahrzeit am Furkajoch. Dort ist man mindestens mal 1h beschäftigt, wobei die letzte Drittel mit das fiesseste sind, was man in der Gegend hier fahren kann. Man hat dann 13km mit nur 550Hm in den Beinen, es folgen aber 7km mit >700Hm. Da es oben noch ein Flachstück hat bedeutet das, dass man im Wald auch mal längere Passagen mit 13-14% fahren muss. Serpentinen sind auch eher Mangelware. Oben belohnt einen ein Kiosk (s. Foto) mit 5€ für eine Cola für die überwundenen knapp 1300Hm am Stück (Das Furkajoch ist von den Daten her ziemlich identisch mit dem Albulapass!). Die Abfahrt bis zum Bahnhof Schwarzenberg auf ca. 600m ist schnell und nicht ganz ohne (kein Top-Belag + enge Gasse). Das Bödele (in der kurzen Version) ist auch bezwingbar (7,5km, 520Hm), kann sich aber oben raus ziehen. Es folgt eine Highspeed-Abfahrt nach Dornbirn, die Durchquerung des Rheintals und zum Abschluss eine Kombination aus Mohren (5,5km, 360hm) und Ruppen (8km, 530hm). Eine gute Zeit am Ruppen ist mit dann 2600Hm in den Beinen natürlich nochmal Pflicht. Letztlich kann ich empfehlen früh zu Starten und nicht in der krassesten Hitze zu fahren, da bis auf kurze Stücke an Furkajoch und Bödele die gesamte Strecke keine schattigen Passagen beinhaltet. Das hab ich 2 x versucht. Einmal war ein 1-stündiges Bad in der Bregenzer Ach nötig und beim zweiten Mal endete die Tour im Zug der SBB von St. Magrethen nach SG.
  • Stats: 168,7 km, 3280 Hm
  • Terrain: Klassischer Alpenmarathon oder Transalp Etappe
  • Wasser/ Cola: Kiosk auf dem Furkajoch, Supermarkt in Mellau, Brunnen in Schwarzenbach (am Bödele), Migro in Altstätten, Brunnen am Ruppen
  • Restaurants/ Cafes: In Damüls, Mellau, Altstätten, oder auf dem Ruppen

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